HVBE - Historischer Verein des Kantons Bern

Vortrag: Das Fastnachtspiel als Medium im Glaubensstreit. Papst- und Kirchenkritik bei Niklaus Manuel

Ort und Zeit: Unitobler, Lerchenweg 36, Bern, Raum F 023, 18.15 Uhr

Die Eidgenossenschaft weist im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit eine reiche und lebendige Tradition von Fastnachtspielen auf: Die Schauspiele zeichnen sich durch ihre moralisch-politische Ausrichtung und ihren öffentlichen Charakter aus – gespielt wurde auf städtischen Plätzen oder Strassen. In den 1520er Jahren, der Zeit der sich anbahnenden Reformation, wurden in Bern mehrere Spiele verfasst und aufgeführt, welche die Zustände in der Amtskirche einer bissigen Kritik unterziehen und das Papsttum verhöhnen. Autor der Satiren ist der Berner Ratsherr, Maler und Söldner Niklaus Manuel. Mit beissendem Spott, Sprachwitz und grotesken Bildern prangert er die kirchlichen Missstände an: die Macht- und Geldgier des Papstes und des Klerus, den Ablasshandel, die Ausschweifungen kirchlicher Würdenträger usw. Die Spiele denunzieren die Amoral und Skrupellosigkeit der Kirche als Institution und machen den Reformbedarf augenfällig. Mit der öffentlichen Inszenierung werden die aktuellen kirchenpolitischen Fragen gesellschaftlich verhandelbar – spielend verständigt man sich auf die Notwendigkeit von Reformen.