HVBE - Historischer Verein des Kantons Bern

Die Hafner von Langnau. Höhepunkte der ländlichen Keramikproduktion im Kanton Bern zwischen 1700 und 1850

Ort und Zeit: Unitobler, Lerchenweg 36, Bern, Raum F 023, 18.15 Uhr

Langnau ist der Zentralort des Emmentals. Seine dörflichen Jahrmärkte sind bereits seit dem Jahr 1467 privilegiert. Sie dienten der Grundversorgung der Bevölkerung der umliegenden Weiler und Einzelhöfe und dem lokalen und regionalen Warenaustausch. Zahlreiche Handwerker verkauften hier ihre Produkte. Dazu gehörten ab dem 17. Jahrhundert auch die verschiedenen Langnauer Geschirrhafner und Kachelofensetzer.

Aktuelle historische Forschungen belegen erstmals die überragende Dominanz der Hafner der Familie Herrmann. Zwischen 1672 und 1910 lassen sich 56 miteinander verwandte Töpfer nachweisen. Dies ist der grösste in der Schweiz bekannte Hafnerstammbaum. Die genealogischen Informationen konnten mit Liegenschaftsdaten verknüpft werden. Daher ist heute die Lage von 21 Hafnergrundstücken bekannt.

Zwischen 1700 und 1830 lieferten die Langnauer Hafner die qualitätsvollste Keramik der Deutschschweiz. Archäologische Ausgrabungen und Zufallsfunde auf zwei Hafnereiliegenschaften erweitern die Kenntnisse zur Langnauer Hafnereigeschichte. Museen und Sammler in der Schweiz, aber auch in Deutschland und England, wussten die Qualität der Langnauer Keramik schon im späten 19. Jahrhundert zu schätzen.

Die historisch-genealogischen Erkenntnisse zum Langnauer Hafnerhandwerk werden durch die erhaltenen Produkte massgeblich erweitert. Mehr als 2000 in Langnau hergestellte und oft datierte Gefässe und Kachelöfen sind bis heute in Museen und in Privatbesitz erhalten. Die dokumentierten Keramiken liefern einen eindrucksvollen Querschnitt der Entwicklung der Gefässtypen und Dekore.

Das Formenspektrum ist mit mehr als 250 Varianten erstaunlich gross und allen Bedürfnissen ländlicher Haushalte angepasst. Mehr als die Hälfte der Keramiken lässt sich einem historisch bekannten Hafner oder einer Werkstatt zuordnen. In Form und Dekor sind zwischen etwa 1760 und 1830 die Produkte der Hafnerwerkstatt Höheweg 1 führend. Die Gefässe, u. a. auch Wandbrunnen, entsprachen dem Geschmack der bäuerlichen Oberschichten des Emmentals.

Die ansprechenden Motive und Sprüche der zahlreichen Schauteller oder Butterfässer spiegeln die Lebenswelt der wirtschaftlich erfolgreichen Hof- und Alpbesitzer, Käse- und Leinwandhändler sowie der Handwerker des Emmentals. Das ursprüngliche Absatzgebiet hatte einen Radius von knapp 30 Kilometer. Beliefert wurden vor allem wohlhabendere Bevölkerungsschichten auf dem Land rund um den Napf, im luzernischen Entlebuch und im bernischen Oberaargau.